Aufruf - Petition
Israel / Palästina: Menschen- und Völkerrecht für alle!
Die Bundesregierung muss endlich etwas tun
1. Verstöße gegen Menschen- und Völkerrecht beenden
In den besetzten palästinensischen Gebieten und im Gazastreifen werden seit Jahrzehnten massive Verstöße gegen
Menschen- und Völkerrecht dokumentiert; sie dauern bis heute an. Die Palästinenser*innen leben in diesen Gebieten
in einem Zustand der Unterdrückung, der permanenten Bedrohung und weitgehender Rechtlosigkeit.
Den Verantwortlichen in der deutschen Politik und Gesellschaft müssten die menschenverachtenden Zustände
bekannt sein. Aber aus „besonderer historischer Verantwortung“ gegenüber dem Staat Israel sehen sie darüber
hinweg. Demgegenüber sagen wir mit den Worten des amerikanisch-jüdischen Politikwissenschaftlers Norman G.
Finkelstein in aller Deutlichkeit:
„Die Sühne für vergangene Verbrechen darf niemals zur Duldung aktueller Verbrechen führen.“
Und wir meinen: Wer um aktuelle Verbrechen weiß und nichts dagegen unternimmt, macht sich der Beihilfe schuldig.
Wir fordern alle, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen, auf:
Verschließen Sie nicht länger die Augen vor dem Unrecht und dem Leid, das Palästinenser*innen bis heute
ertragen müssen – Tag für Tag!
Messen Sie den Umgang des Staates Israel mit den Palästinenser*innen endlich
- an den grundlegenden Werten und Normen des Menschen- und Völkerrechts,
- an der Einhaltung zahlreicher UNO-Beschlüsse zu Palästina sowie
- an der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel selbst, in der die „Entwicklung des Landes
zum Wohle aller seiner Bewohner“ versprochen wurde!
Konkret fordern wir, dass die deutsche Politik mit Nachdruck von der israelischen Regierung verlangt,
Gewalt, Unterdrückung, Schikane und Diskriminierung in den besetzten palästinensischen Gebieten sofort
zu beenden,
den völkerrechtswidrigen kolonialen Siedlungsbau zu stoppen,
einen Plan zur umgehenden Beendigung der völkerrechtswidrigen Besatzung des Westjordanlandes
vorzulegen und
sofort die wirtschaftliche Strangulierung des Gazastreifens zu beenden.
2. Vorschläge zur Umsetzung dieser Forderungen
Diplomatische Gespräche konnten in den vergangenen Jahrzehnten keine Änderung der israelischen Palästina-Politik
bewirken. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, wie sie
beispielsweise von Brüsseler Think Tanks, aber auch vielen Stimmen in Deutschland schon lange vorgeschlagen
werden:
Anerkennung eines unabhängigen Staates Palästina (inzwischen von über 130 Staaten vollzogen, 2015 bspw.
auch vom Vatikan)
Klare Benennung und Verurteilung der Gewalt durch israelisches Militär und durch israelische
Siedler*innen in den besetzten palästinensischen Gebieten
Anerkennung der Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) für Israel und Palästina, damit
in allen Konfliktparteien diejenigen, die für die Verletzung von Menschenrechten verantwortlich sind, zur
Rechenschaft gezogen werden
Verteidigung aller, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte engagieren, gegen Diffamierung und
Anfeindung, wie sie z.B. erst im Oktober 2021 sechs NGOs erleben mussten
Einsatz für die grundsätzliche Anerkennung des Rückkehrrechts von palästinensischen Flüchtlingen (von
der UNO schon 1948 in der Resolution 194 gefordert)
Verurteilung deutscher Unternehmen, die zur völkerrechtswidrigen Ausbeutung von Ressourcen im
Westjordanland beitragen
Aussetzung des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel und der damit verbundenen
Handelsvorteile
Einschränkung des Zugangs Israels zu EU-Förderprogrammen (v.a. Horizont Europa)
Durchsetzung der auf EU-Ebene längst beschlossenen und durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs
bestätigten Kennzeichnungspflicht für Importe aus jüdischen Siedlungen in den besetzten
palästinensischen Gebieten
Gegebenenfalls Beschränkung oder Verbot der Einfuhr von Siedlungsprodukten
Einstellung des Waffenexports nach Israel gemäß dem Waffenkontrollgesetz und Einstellung jeder
militärischen Zusammenarbeit
Diese Maßnahmen sollten so lange gelten, bis die im ersten Absatz genannten politischen Forderungen erfüllt sind –
Forderungen, die sich an nichts anderem orientieren als an den grundlegenden Menschenrechten und am Völkerrecht.
Begründung
3. Warum das Anliegen uns wichtig ist
Wir machen uns Sorgen um Leben und Wohlergehen der Palästinenser*innen, die in der Westbank durch die
völkerrechtswidrige israelische Besatzung und im Gazastreifen durch die brutale Blockadepolitik ihrer Freiheitsrechte
beraubt sind und damit der Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ihre Lebensbedingungen stehen
eindeutig im Widerspruch zu der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: z.B. zu Art. 1 („Alle Menschen sind
frei und gleich an Würde und Rechten geboren“), 3 („Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit
der Person.“), 9 („Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft gehalten oder des Landes verwiesen werden.“)
u.a.m.
Unser Appell an die deutsche Regierung orientiert sich an der Menschenrechtserklärung. Wir meinen:
Jeder, der Kenntnis hat von Verstößen gegen diese Rechte, hat die moralische Verpflichtung, seine Stimme zu
erheben.
Jeder, der von Verstößen weiß und wegsieht, trägt dadurch zu ihrer Aufrechterhaltung bei.
Nach den schrecklichen Verbrechen der Nazis an den Juden haben viele in unserem Land sich damit herausgeredet,
sie hätten davon nichts gewusst. Diese Ausrede ist heute nicht mehr möglich: Heute kann jeder über
Menschrechtsverbrechen überall auf der Welt Bescheid wissen. Man muss es nur wollen.
Hier einige weitere Belege für Menschrechtsverbrechen im Westjordanland:
Aus zwei aktuellen UNO-Berichten:
Allein 2020 wurden 1031 Fälle gravierender Gewaltanwendung gegen palästinensische Kinder registriert.
Acht Kinder wurden von israelischen Streitkräften getötet, 324 bleibend körperlich geschädigt, 361 inhaftiert.
Im ersten Quartal 2021 haben die Zerstörungen palästinensischen Eigentums und die Vertreibung von
Bewohner*innen gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um mehr als 120% zugenommen. 455
Menschen wurden vertrieben.
Diese Fakten sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Verstöße gegen Menschen- und Völkerrecht seit der
Eroberung des Westjordanlandes durch Israel im Sechstagekrieg von 1967. Zu nennen sind weiter:
Der völkerrechtswidrige Bau von über 280 jüdischen Siedlungen. Und es wird ständig weitergebaut: Im
Oktober 2021 wurde der Bau von über 1300 neuen Wohneinheiten für jüdische Siedler*innen beschlossen – ein
Verstoß gegen geltendes Völkerrecht: Die 4. Genfer Konvention verbietet den Bevölkerungstransfer in besetzte
Gebiete.
Fast 600 ständige und mobile Kontrollpunkte und Fahrverbote auf gut ausgebauten Siedlerstraßen schränken
die Bewegungsfreiheit der Palästinenser*innen systematisch ein.
Infolge der Blockade des Gazastreifens leben ca. zwei Millionen Menschen dort seit 2007 faktisch in einem
großen Gefängnis.
Für die jüdischen Siedler*innen im Westjordanland gilt das oft sehr parteiisch angewandte israelische Zivilrecht,
für die Palästinenser*innen jedoch das viel schärfere Militärrecht.
All das haben UNO-Resolutionen über Jahrzehnte immer wieder verurteilt – ohne Erfolg. Das darf so nicht
weitergehen!
Um von Vornherein allzu billigen Vorwürfen zu begegnen, betonen wir:
Wir verurteilen Gewalt auf allen Seiten, auf palästinensischer wie auf israelischer. Wir sind keine Antisemiten; Kritik an
der Politik Israels ist kein Antisemitismus – sie ist eine Freundschaftspflicht.
Denn auch um Israel sorgen wir uns. Wir fragen uns: Was macht es mit Menschen,
wenn sie bei der Ausübung des Militärdienstes willkürlich Gewalt ausüben dürfen, ohne strafrechtliche Folgen
befürchten zu müssen?
wenn sie Kinder verhaften und brutalen Verhören unterziehen dürfen?
wenn sie straflos Häuser und sogar Dörfer zerstören dürfen und damit ganze Familien obdachlos machen?
Die hohe Suizidrate im israelischen Militär spricht eine deutliche Sprache.
Nein, wir sind keine Gegner Israels; aber wir sind entschiedene Gegner einer Politik, die einem Volk das
Selbstbestimmungsrecht verweigert, das man für sich selbst beansprucht.
Zu Recht fordert Deutschland in vielen Ländern die Einhaltung der Menschenrechte. Diese Rechte aber sind unteilbar:
Sie müssen auch für die Menschen in Palästina gelten. Sonst verspielen wir als Europäer unsere Glaubwürdigkeit.
Hier zur Petition für die Untezeichnung:
https://www.openpetition.de/!vlgql